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Inhaltsangabe Kunst und Kultur Frühling 2000 - Pessach 5760

Editorial - Frühling 2000
    • Editorial

Pessach 5760
    • Unabhängigkeit und Spiritualität

Politik
    • Schmale Öffnung oder Geschlossene Tür ?

Interview
    • Frieden… Welchen Frieden?
    • Golan - Der Widerstand organisiert sich

Strategie
    • Israel – Syrien. Welches Risiko eingehen ?

Judäa – Samaria – Gaza
    • Tatsachen vor Ort

Kunst und Kultur
    • Jacob Kramer (1892-1962)
    • Judaica und Hebraica in der königlichen Bibliothek Dänemarks
    • Jüdische Kunst in Dänemark
    • Das Symphonieorchester von Jerusalem

Wissenschaft und Technologie
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    • Geheimnisvolle Heilkraft

Reportage
    • Jerusalem und Kopenhagen
    • Juden in Dänemark
    • Dänische Fakten

Reisetagebuch 
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Ethik und Judentum
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Das Symphonieorchester von Jerusalem

Von Roland S. Süssmann
Zehn Jahre vor der Gründung des israelischen Staates entstand in Jerusalem ein kleines Radioorchester unter dem Namen «Orchester Kol Israel». Erst in den 70er Jahren, als das Orchester immer mehr öffentliche Darbietungen gab, nahm es den Namen «Jerusalem Symphony Orchestra» an. Seine Dienstagskonzerte waren berühmt und wurden rege besucht, so dass sie weiterhin als «Dienstagskonzerte» bezeichnet wurden, auch als man sie aus technischen Gründen auf den Mittwoch verlegen musste. Im Jahr 1987 wurde das neue Theater von Jerusalem eröffnet, und das Orchester beschloss, es zu seinem Sitz zu machen. Von seiner juristischen Struktur her wurde es in einen Verein ohne Gewinnabsicht verwandelt, dessen Hauptsponsoren der israelische Rundfunk, die Stadt Jerusalem, das Ministerium für Erziehung und Kultur sowie die Stiftung Jerusalem waren.
Seit seiner Gründung wurde das Orchester, das heute 85 Künstler zählt - 27 Violinisten, 10 Bratschisten, 10 Cellisten, 6 Kontrabassisten, 1 Harfenspieler, 1 Schlagzeuger sowie eine Reihe von Musikern, die verschiedene Blasinstrumente beherrschen -, nacheinander von fünf Dirigenten geleitet. Von Bedeutung ist jedoch vielmehr die Tatsache, dass diese letztendlich recht kleine Formation sich nach und nach einen hervorragenden internationalen Ruf erarbeitet hat. Dank zahlreicher Tourneen in den Hauptstädten Europas und in Nordamerika hat das Jerusalem Symphony Orchestra sich nämlich vor einem musikalisch anspruchsvollen Publikum einen Namen gemacht und ist heute nach seinen Reisen um die ganze Welt immer mehr gefragt.
Interessanterweise kann festgestellt werden, dass das Repertoire des Orchesters immer aus einer raffinierten Mischung aus Meisterwerken der Vergangenheit und bemerkenswerten zeitgenössischen Kompositionen besteht. Es pflegt eine weitgefächerte Palette von Werken, die von Barock und Klassik über die Romantik bis zu den grössten zeitgenössischen Komponisten reichen. Von letzteren sind zahlreiche Werke vom Symphonieorchester von Jerusalem uraufgeführt worden. So hat diese Formation beispielsweise als erste ausgewählte Stücke von Sofia Gubaidulina, Henry Dutilleux und Alfred Schnittke gespielt.
Doch die herausragendste Werkschöpfung des Orchesters bleibt die Uraufführung, unter der Leitung von Lorin Maazel und in Zusammenarbeit mit seinem bayrischen Orchester, der «Sieben Tore Jerusalems», einer vom polnischen Komponisten Krystof Penderecki geschriebenen Symphonie, die für den Abschluss der Feierlichkeiten anlässlich der 3000-Jahr-Feier von Jerusalem geschaffen wurde.
Das Symphonieorchester von Jerusalem, das unter der musikalischen Leitung von David Shalon steht, hat im Verlauf der Zeit natürlich unter den grössten Namen der zeitgenössischen Musik gespielt, wie z.B. Arthur Rubinstein, Igor Markevitsch, Otto Klemperer, Henryk Szeryng und Isaac Stern, um nur die wichtigsten zu nennen.
Doch aus welchem Grund sprechen wir heute und an dieser Stelle vom «Jerusalem Symphony Orchestra» ? Die Jerusalemer Musiker nehmen ein ganz neues Abenteuer in Angriff, nämlich die Eröffnung einer Saison, in der auch jüdische Musik auf dem Spielplan steht. Dieses Programm mit dem Titel «Heritage» umfasst Werke der liturgischen Musik, Kompositionen der Kantoren, Klezmer-Musik, sowie Lieder in jiddischer Sprache und Ladino. Es mag erstaunen, dass das Orchester der Hauptstadt des jüdischen Volkes diese Art von Musik erst nach 60 Jahren Existenz in ihr Repertoire aufnimmt, doch besser spät als nie. Es ist eine äusserst positive Tatsache, dass ein letztendlich durchaus weltliches Ensemble endlich die Idee akzeptiert hat, dass auch die liturgische Musik ihren gleichwertigen Platz im Konzertsaal besitzt, so wie jede andere Art der klassischen Musik. So werden unter der Leitung von Maestro ELI JAFFE (siehe Shalom Vol. 19) ausgewählte Stücke von Agnon, Rosenblatt, Mendelsohn, Kwartin usw. gespielt, oft in direkter Zusammenarbeit mit den bekanntesten Chasanim (Kantoren) unserer Zeit, wie Naphtaly Herstik (siehe Shalom Vol. 26), Ben Zion Miller, Yaakov Motzen, Mosche Stern und Alberto Mizrahi.
In einem Gespräch hat uns Zusia Rodan-Rudiakov, der Generaldirektor des Orchesters, anvertraut, dass die Aufnahme der jüdischen Musik ins Repertoire seines Ensembles ein bedeutendes Ereignis darstellt. Er möchte auf diese Weise den Grundstein für die Schaffung eines Instituts für das Studium der jüdischen Musik in Jerusalem legen.
Die Erklärung des Maestro Eli Jaffe hilft uns dabei, richtig zu verstehen, in welchem Sinne dieses Programm «Heritage» aufgestellt wurde: «Heute verkörpert das Symphonieorchester von Jerusalem ein bedeutendes Element im Kampf um die Hauptstadt des jüdischen Volkes. Sowohl die Araber als auch die Christen verwenden ihre kulturellen Errungenschaften, um der Welt verständlich zu machen, dass Jerusalem letztendlich ihnen zusteht. Nichts ist jedoch geeigneter als ein Orchester, um in einer universellen und allgemein verständlichen Sprache die authentisch jüdische Identität unserer Stadt zum Ausdruck zu bringen. Das «Jerusalem Symphony Orchestra» stellt ein ideales Instrument dar, damit Jerusalem mit der Zeit in der ganzen Welt als jüdische und natürlich israelische Hauptstadt anerkannt wird. Dies tut unserem Wunsch keinen Abbruch, im Geiste der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts mit unseren arabischen und christlichen Nachbarn in Frieden leben zu wollen. Davon soll ein Festival zeugen, das unser Orchester alljährlich zum Thema der religiösen Musik mit dem Titel «Liturgica» organisiert, in dessen Rahmen Kirchenchöre mit Aufführungen islamischer und jüdischer Musik zusammentreffen.»


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