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Inhaltsangabe Spanien Frühling 2006 - Pessach 5766

Editorial
    • Editorial [pdf]

Pessach 5766
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Politik
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Interview
    • Die Sicherheitslage [pdf]
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Judäa-Samaria
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Analyse
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Reportage
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Wissenschaft und Forschung
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Spanien
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    • Die Juden und die Zeitgenössische Literatur [pdf]
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Ethik und Judentum
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Das Gute Gedächtnis
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Esther Bendahan

Von Roland S. Süssmann

In Spanien ist heute eine Art Renaissance in Bezug auf die Verbreitung der jüdischen Kultur zu beobachten. Es werden immer mehr Seminare, alle möglichen Ausstellungen und Vorträge organisiert, doch wir haben beschlossen, Ihnen heute ESTHER BENDAHAN vorzustellen, die erste sephardisch-jüdische Schriftstellerin seit der Vertreibung der Juden aus Spanien, deren Werke veröffentlicht und ausgezeichnet wurden (Preis der Entdeckung der FNAC 2005).
Frau Bendahan ist eine junge, im spanischen Marokko geborene Jüdin und verkörpert die moderne und dynamische Frau, die jüdische Mutter der Gegenwart, die über das Zeitgeschehen auf dem Laufenden ist und ihre jüdische und spanische Identität mit Stolz, Offenheit und Aufrichtigkeit auslebt. Ihre Schönheit, ihre natürliche Eleganz und ihre ansteckende, kommunikative Art machen sie noch anziehender. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin arbeitet Bendahan als Journalistin beim spanischen Fernsehen, wo sie stellvertretende Direktorin des jüdischen Programms Shalom ist, das am Sonntagmorgen von TV2 ausgestrahlt und von Rabbiner Benito Garzon moderiert wird. Darüber hinaus beteiligt sie sich an zahlreichen anderen Projekten zur jüdischen Kultur.
2000 veröffentlichte Esther Bendahan ihr erstes Buch mit dem Titel Soñar con Hispania, «Mit Spanien träumen», das sie in Zusammenarbeit mit der israelischen Schriftstellerin Ester Benari verfasst hatte. Dieser aus zwei Perspektiven geschriebene historische Roman spielt im Norden Spaniens in einer jüdischen Umgebung, jedoch mit Bezug zum Zeitgeschehen. Ihr zweites Buch, Deshojando alcachofas, «Die nackte Artischocke», erzählt von einer sephardischen Jüdin, die eine junge Frau aus der Dominikanischen Republik kennen lernt. Während einer Woche streifen sie auf der Suche nach etwas Unbestimmtem durch Madrid und entdecken letztendlich, dass sie auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sind, wobei die eine jüdisch, die andere hispanisch ist. Die junge Jüdin begreift, dass sie ihre jüdische Identität am besten in der Malerei zum Ausdruck bringen kann, die sie zu ihrem Beruf machen möchte. Die junge hispanische Frau hingegen findet ihre innere Harmonie in Spanien wieder und gibt ihren Traum auf, sich in der Dominikanischen Republik ein neues Leben aufzubauen. Auch wenn die eigentliche Geschichte recht einfach erzählt wird, zeigt das Buch, dass gegenseitiges Verständnis zwischen zwei Identitäten und zwei Kulturen möglich ist. Doch zu etwas wirklich Besonderem wird das Buch durch die Tatsache, dass es in tief greifender Art dazu beiträgt, die jüdische Seele und Identität darzulegen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig zu erfahren, dass das Buch während sieben Monaten die Verkaufslisten in der FNAC von Madrid anführte und dass einer der ersten Sätze Schema Israel lautet, berühmtestes Glaubensbekenntnis des Judentums.
Ihr drittes, soeben veröffentlichtes Werk, Déjalo, ya volveremos, befasst sich mit den Juden im spanischen Marokko. Es geht um das Leben einer marokkanischen jüdischen Familie, ihre Integration und ihre Erinnerungen. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines siebenjährigen Mädchens, das beschreibt, wie es all die Ereignisse verarbeitet, die ihr Leben auf den Kopf stellen und von denen sie eigentlich nicht viel begreift. Darin liegt jedoch nicht die eigentliche Botschaft des Buches. Esther Bendahan hat diese Geschichte geschrieben, um den Opfern des Schiffes Egoz eine letzte Ehre zu erweisen: das Schiff war am 11. Januar 1961 (23 Tevet 5721) mit einer Gruppe von 44 jüdischen Immigranten an Bord, von denen keiner den Schiffbruch überlebte, vor der spanischen Küste gesunken. Das kleine Mädchen aus dem Buch macht sich einen Spass daraus, sich in jedem Kapitel die Lebensgeschichte der bei dieser Katastrophe ertrunkenen Menschen auszudenken. Am Ende, als sich ihre Familie in Spanien zu integrieren beginnt, verrät ihr der Onkel die wahren Namen der Opfer. Das Buch stellt somit auch eine Erinnerung an die wunderbaren Gemeinden im spanischen Marokko dar, die heute praktisch alle vollständig verschwunden sind.
Während unseres Gesprächs mit Esther Bendahan fragten wir sie, welche Einstellung hinter ihren zahlreichen und vielfältigen Tätigkeiten steckt. «Wir leben in einer Zeit, in der in Spanien eine grosse Unwissenheit im Hinblick auf alles Jüdische herrscht, aber gleichzeitig auch eine gewisse Nachfrage nach Information besteht. Parallel dazu sind die Presse und die Linke zutiefst israelfeindlich und zugunsten der Palästinenser eingestellt. Es liegt daher in unserer Verantwortung als Juden, alles zu tun, damit man uns besser kennen und verstehen lernt, so dass mit der Zeit auch die israelischen Positionen mit mehr Offenheit und ohne auf Unwissen oder falsche Wahrnehmung der Realität beruhende Vorurteile gewürdigt werden.»


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