News Neueste Ausgabe Befragung: Resultate Suchen Archiv Français English Русский עברית Español


Inhaltsangabe Italien Herbst 2003 - Tischri 5764

Editorial - September 2003
    • Editorial [pdf]

Rosch haschanah 5764
    • Das Glück liegt ins uns [pdf]

Politik
    • Einige richtige Fragen [pdf]

Inerview
    • Die wirtschaftliche Revolution in Israel [pdf]

Strategie
    • Würde und Entschlossenhiet [pdf]

Reportage
    • Rettung des Negev [pdf]
    • Der biblische Honig [pdf]
    • Die Bettlerin von Jerusalem [pdf]

Medizinische Forschung
    • Den Zucker bekämpfen! [pdf]

Vatikan
    • Jerusalem und der Vatikan [pdf]
    • Der heilige Stuhl und Israel [pdf]

Italien
    • Jerusalem und Rom [pdf]
    • Mit Lieb und Seele! [pdf]
    • Unione delle communita ebraiche italiana [pdf]
    • Ave Roma [pdf]
    • Ein lebendiges Museum [pdf]
    • Das Massaker der ardeatinischen graben [pdf]
    • La Brigata ebraica [pdf]
    • Little Italy [pdf]

Kunst und Kultur
    • Musikalische Traditionen im Islam [pdf]

Ethik und Judentum
    • Geregelte Wohltätigkeit... [pdf]

Artikel per E-mail senden...
La Brigata ebraica

Von Roland S. Süssmann
Die Stadt Rom und das «Centro di Cultura Ebraica della Comunità Ebraica di Roma» haben eine Aufsehen erregende Ausstellung über die Verpflichtung jüdischer Soldaten in der berühmten «Jewish Brigade» der britischen Armee organisiert, deren Zweck auch die Befreiung Italiens im Zweiten Weltkrieg war. Diese Veranstaltung ist einzigartig, da sie von der Geschichte dieser bekannten Brigade mit Hilfe einer Sammlung von Plakaten berichtet, welche die Mauern in Eretz Israël zierten, um dort die jungen Juden dazu zu ermuntern, sich in der Armee zu verpflichten. Diese Poster gehören einem jüdischen Werbefachmann aus den USA namens Micha Riss, der auch die grösste Privatsammlung von hebräischen Illustrationen ausserhalb des Nationalarchivs besitzt.

Neben der Plakatsammlung erzählen auch didaktische Tafeln die Geschichte dieser Brigade. Es ist spannend zu sehen, dass die verschiedenen Stilrichtungen und - typen bei den Darstellungen auf diesen Postern, die vor allem aus Russland, Österreich und Grossbritannien stammen, bereits die Diversität und die unterschiedliche Herkunft der Menschen widerspiegelten, die später den neuen jüdischen Staat gründen sollten. Die Wurzeln und die künstlerische Prägung jedes Zeichners kommen deutlich zum Ausdruck. Doch die Künstler hatten eines gemeinsam: sie alle waren sich der Tatsache bewusst, dass sie zum ersten Mal seit über zweitausend Jahren ein Werk auf Hebräisch schufen, das den neuen jüdischen Soldaten symbolisierte.
Die «Jewish Brigade» ist die einzige Einheit, die während des Zweiten Weltkriegs als unabhängige Militärformation mit jüdischer Nationalität auf der Seite der Alliierten kämpfte. Diese Gruppe, die sich hauptsächlich aus Männern zusammensetzte, die aus Eretz Israel angereist waren, besass ihre eigene Fahne und ein eigenständiges Emblem, das auf die Uniformen aufgenäht war.
Im Allgemeinen wird die Tatsache, dass im Ersten und Zweiten Weltkrieg jüdische Soldaten beteiligt waren, nicht offen ausgesprochen. Ist es z.B. bekannt, dass während des Kriegs von 1914-1918 in ganz Europa 1’172’000 jüdische Soldaten kämpften? Dass im spanischen Bürgerkrieg unter den 35’000 Freiwilligen, aus denen die internationale Brigade bestand, 7’000 Juden waren, die aus den USA, aus England, Deutschland und Polen stammten, sowie 400 aus Palästina unter britischem Mandat? Und wer erinnert sich daran, dass 1’397’000 jüdische Soldaten, aufgeteilt auf die verschiedenen Armeen der Alliierten, gemeinsam gegen den Faschismus und den Nationalsozialismus kämpften, unter ihnen 30’000 Juden aus Palästina, die in die britische Armee eingetreten waren? Es ist interessant zu wissen, dass zu dem Zeitpunkt, da ein grosser Teil der Juden aus Palästina für die Befreiung Italiens in den Kampf zog, der Mufti von Jerusalem eine arabische Brigade von islamischen SS in den Balkanstaaten zusammenstellte!
In Bezug auf die zeitliche Abfolge muss betont werden, dass die Jewish Agency ab September 1939 Premierminister Neville Chamberlain die bedingungslose Zusammenarbeit der jüdischen Gemeinschaften angeboten hatte, die im Palästina unter britischem Mandat lebten, und sich für Verhandlungen betreffend die Formation einer jüdischen Streitmacht einsetzte. Trotz einer sehr eindeutigen Ablehnung der Briten hatte die jüdische Führung eine Aushebungskampagne lanciert, auf die sich 30’000 jüdische Freiwillige (bei einer Gesamtbevölkerung von 550’000 Menschen) gemeldet hatten. Neville Chamberlain hatte die Schaffung einer jüdischen Brigade abgelehnt, weil er fürchtete, sie würde den Kampf zugunsten der jüdischen Unabhängigkeit in Palästina unterstützen. Seit der Veröffentlichung des Weissbuchs 1939 hatte Grossbritannien alles unternommen, um zu verhindern, dass «die jüdische Unabhängigkeit» fördernde Symbole verwendet würden. Dennoch wurden ab 1940 Juden aus Palästina in das «East Kent Regiment» integriert, das sich aus drei Infanterieregimentern zusammensetzte, die unter dem Namen «Palestine Regiment» bekannt wurden. Die jüdischen Einheiten kämpften in Griechenland an der Seite der Alliierten. Hundert Juden starben bei diesen Kämpfen und 1’700 von ihnen gerieten in deutsche Gefangenschaft.
Es waren sechs Jahre Verhandlung nötig, bevor Winston Churchill, der sich dem Vorschlag einer jüdischen Brigade gegenüber offener erwies als Chamberlain, die Schaffung dieser Einheit 1944 akzeptierte! Die Brigade, unter dem Kommando eines kanadischen Juden, Brigadegeneral Ernest Frank Benjamin, erhielt dann ihre erste eigene Flagge mit dem Davidsstern und zwei azurblauen Streifen auf weissem Grund. Die Entstehung dieser Brigade ging weit über eine einfache militärische Verpflichtung hinaus. Zunächst institutionalisierte sie die Beteiligung und Vertretung der Juden im Kampf gegen Nazideutschland. Ausserdem diente die «Jewish Brigade» als Symbol für die Erneuerung des jüdischen Lebens in Eretz Israel. Die Soldaten der Brigade haben Überlebende der KZs und Vertriebene getroffen, die dank diesen Soldaten wieder mit jüdischer Kultur und dem Zionismus in Berührung kamen.
In Italien stand die Brigade an der adriatischen Front. Eine Reihe ihrer Soldaten nahmen aber auch an der Befreiung Roms teil. Nachdem sie in der Hauptstadt etabliert waren, setzten sie sich dafür ein, der jüdischen Gemeinde der Stadt neues Leben einzuhauchen, aus der 2’000 Mitglieder deportiert worden waren. Unter diesen Soldaten befand sich ein gewisser Giuliano Baroccio, den Genfer Juden bestens bekannt unter dem Namen Joel Barromi, der in der Rhonestadt als israelischer Botschafter an der UNO tätig war.
Nach der Beendigung der Feindseligkeiten wurden die Angehörigen der Brigade entlang der italienischen Grenze mit Österreich und Jugoslawien stationiert, später auch in Belgien und Holland. Nach Kriegsende beteiligte sich eine grosse Zahl von Brigadesoldaten sehr aktiv am heimlichen Transport von Flüchtlingen nach dem von den Briten verwalteten Palästina, da die Briten den Juden die Einreise verboten hatten. Einige Soldaten besorgten Waffen für die Haganah. England löste die «Jewish Brigade» offiziell im Lauf des Sommers 1946 auf. Von den 30’000 Juden, die während des Zweiten Weltkriegs in der britischen Armee gedient hatten, wurden 700 im Kampf getötet.
In einer Zeit, in der die politische Führung Italiens Israel trotz grosser Widerstände - vor allem des Vatikans - nahe steht, ist es äusserst wichtig daran zu erinnern und zu beweisen, wie viele Juden an der Befreiung Italiens beteiligt waren und dass aus Eretz Israel stammende Freiwillige ihr Leben opferten, damit Italien wieder befreit wurde.

Contacts
Redaction: edition@shalom-magazine.com   |  Advertising: advert@shalom-magazine.com
Webmaster: webmaster@shalom-magazine.com

© S.A. 2004