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Inhaltsangabe Editorial - Herbst 1997 Herbst 1997 - Tischri 5758

Editorial - Herbst 1997
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Rosch Haschanah 5758
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Editorial

Von Roland S. Süssmann, Chefradakteur
Liebe Leserinnen und Leser,
Eine Welt, in der zwei Milliarden Menschen einen Augenblick lang den vorzeitigen Tod einer wunderschönen und rebellischen Prinzessin beweinen, kann nicht durch und durch schlecht sein. Was soll man aber von einer Welt halten, die voller Gleichgültigkeit zuschaut, wenn in Algerien fast täglich Frauen, Kinder und alte Menschen mit blanker Waffe umgebracht werden, oder die im Handumdrehen die jüdischen Opfer des arabischen Terrorismus in Jerusalem vergisst ? Jedesmal, wenn in Israel eine Bombe explodiert, nimmt sich die einstimmig formulierte Reaktion wie ein immer gleiches Ritual aus: "Es ist entsetzlich... doch Israel muss noch mehr Zugeständnisse machen... die Extremisten töten den Friedensprozess" ! Die Juden werden also mit anderen Worten umgebracht, weil sie durch ihre "Unnachgiebigkeit" den "Prozess" blockieren !
Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die zahlreichen Terroranschläge, denen Israel in den vergangenen vier Jahren zum Opfer fiel, eine unmittelbare Folge des Osloer Komplotts sind. Keine einzige der - fast einseitig - von den aufeinanderfolgenden Regierungen der Arbeitspartei zugestandenen Konzessionen hat dem arabischen Terror Einhalt geboten. Ganz im Gegenteil. Die Schaffung von Ghettos für die palästinensischen Araber in sieben Städten Judäa-Samarias und Gazas haben die Organisation von terroristischen Infrastrukturen und von Schlupflöchern für arabische Mörder ermöglicht. Arafat hat dem Terrorismus nie abgeschworen, er setzt ihn jedesmal ein, wenn er seiner Ansicht nach das beste Mittel ist, sein Ziel zu erreichen. 1993 beschloss Itzchak Rabin, fast das gesamte Westjordanland abzutreten und den Grundstein für die Schaffung eines PLO-Staates zu legen: der arabische Terrorismus ging weiter. Dann hat Benjamin Netanyahu die Osloer Abkommen akzeptiert und den Schritt unternommen, zu dem die Linke (zu unserem Vor- oder Nachteil) nie den Mut hatte, indem er Hebron der PLO übergab: der arabische Terrorismus ging weiter.
Für die Begriffsstutzigsten ging Arafat sogar so weit, den Hamas-Anführer öffentlich zu küssen. Im Mittleren Osten, wo Symbole oft eine deutlichere Sprache sprechen als irgendwelche Erklärungen, bedeutet dies in erster Linie, dass Arafat sich zwischen Israel und Hamas entschieden hat und sich auf die Seite der fanatischsten Terroristen stellt, für welche die jüdische Souveränität über Eretz Israel - das sie "Palästina" nennen - eine Beleidigung darstellt.
Vor vier Jahren hat Arafat aber eine Erklärung unterzeichnet, deren Bedingungen heute eher wie ein trauriger Witz klingen, in der er insbesondere versprach, "eine friedliche Lösung für den Konflikt zu finden..., in ein neues Zeitalter einzutreten, das frei von jeglicher Gewalt sein wird, und in dem nichts den Frieden und die Stabilität gefährden kann". Trotz zahlreicher Verletzungen der Osloer Abkommen und trotz der Tatsache, dass die PLO keine einzige ihrer Verpflichtungen, wie beispielsweise die Aufhebung der PLO-Charta, die zur Vernichtung des jüdischen Staates aufruft, eingehalten hat, fuhr Israel während vier langen Jahren damit fort, die Wunden der Terroropfer zu verbinden (ca. 300 Tote und über 1000 Verletzte) und hielt dabei seinen Teil des Osloer Vertrags peinlich genau ein.
Wie geht es heute weiter ? Im Verlauf der ersten Kabinettssitzung nach dem Blutbad von der Ben Jehudastrasse liess Benjamin Netanyahu eine Erklärung verabschieden, die besagte, es fände auf israelischer Seite kein Rückzug statt, solange Arafat nicht wenigstens seine grundlegendsten Versprechungen einhalte, d.h. eine wirksame Bekämpfung seiner terroristischen Freunde. Die oberste Priorität Israels ist es, einen normalen Ablauf des täglichen Lebens in der grösstmöglichen Sicherheit zu gewährleisten. Israel hat nicht die Absicht, sich einschüchtern zu lassen oder einer "allmählichen Algerisierung" des jüdischen Staates zuzusehen. Benjamin Netanyahu ist entschlossen alles daran zu setzen, damit in Israel wieder Sicherheit herrscht, und alle notwendigen Entscheidungen zu treffen, damit die Israelis ohne beständige Angst weiterhin zur Arbeit gehen und ihre Kinder in die Schule schicken können. Wenn Arafat in den palästinensischen Gebieten keine Ordnung schafft, wird sich Israel an seiner Stelle darum kümmern.
Im Bewusstsein aller dieser Überlegungen hat der Ministerpräsident Frau Madeleine Albright empfangen, die von der gemässigten arabischen Presse "die zionistische Dame jüdischer Abstammung" genannt wird. Ja, sie hat sofort nach ihrer Ankunft in Jerusalem in Yad Vaschem der Toten gedacht und besuchte in den Spitälern die Opfer des arabischen Terrorismus. Doch noch vor ihrer Abreise aus Jerusalem hat sie auch ihren "Wunsch" ausgedrückt, dass Israel die Bauvorhaben in Judäa, Samaria und Gaza "einfriert". Mit welchem Recht kann sich ein offizieller Vertreter der USA, der stärksten Demokratie der Welt, erlauben, den Juden vorzuschreiben, dass sie bei sich zu Hause, im Innersten ihres Landes, auf das grundlegende Recht verzichten sollen, ihren Wohnort selbst zu bestimmen ? Benjamin Netanyahu, gestärkt durch einen bedeutenden Rückhalt im amerikanischen Kongress und, für einmal, in einem Teil der amerikanischen Presse, stellte diesem Wunsch aber eine eindeutige Weigerung entgegen.
Im Bereich des Wohnungsbaus und der Entwicklung der Gebiete gibt es kein einziges Bauprojekt der Regierung. Nur die Regionalräte, die Gemeinden und private Initiativen sind in der Entwicklung der Konstruktionen tätig. Es ist jedoch eine Tatsache, dass im Verlauf der letzten vier Jahre, d.h. seit dem traurigen Handschlag von Washington, eine von drei Familien neu nach Judäa, Samaria und Gaza gekommen ist.
Heute ist eine Frage in aller Munde: bewegen wir uns auf eine endgültige Verhandlung zu oder auf einen Ausbruch des Konflikts mit unvorhersehbaren Folgen ? Benjamin Netanyahu muss einen Drahtseilakt bewältigen, denn er steht zwei Prioritäten gegenüber: er muss den Krieg vermeiden und die negativen Folgen der Osloer Abkommen in Grenzen halten.
Doch Israel kämpft nicht mit dem palästinensischen Problem allein. Im Libanon führt Syrien mit Hilfe des iranischen Hesbollah weiterhin einen mörderischen Krieg gegen den jüdischen Staat. Diese Wirklichkeit zeigt deutlich die Ziele der Koalition Syrien-Iran-Irak-Hamas-PLO: die aktive Bekämpfung der Militärallianz Türkei-Israel-USA. Erinnern wir in diesem Zusammenhang daran, dass Syrien mit Saddam Hussein wieder normale Geschäftsbeziehungen aufgenommen hat. Parallel dazu schlägt es vor, dass Israel sich vom Golan zurückziehen soll... als Gegenleistung für einen kalten Frieden, dessen grösster Nutzen aus der eventuellen Eröffnung einer Botschaft in Damaskus bestünde.
In dieser Zeit vor Rosch Haschanah dringt eine uralte Lehre des Optimismus bis zu uns: "Der Herr wird seinem Volk Kraft geben, der Herr wird sein Volk segnen mit Frieden" (Psalm 29:11). Zunächst die Kraft... dann erst der Friede !
Das gesamte SHALOM-Team wünscht Ihnen ein ausgezeichnetes neues Jahr voller Gesundheit, Freude, Erfolg und Glück.

Roland S. Süssmann
Chefredakteur

Moskau, 1997.

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