News Neueste Ausgabe Befragung: Resultate Suchen Archiv Français English Русский עברית Español


Inhaltsangabe Reportage Herbst 2002 - Tischri 5763

Editorial - September 2002
    • Editorial

Rosch haschanah 5763
    • Neues Leben - Neue Hoffnung

Politik
    • Veränderung erwartet

Interview
    • Strenge und Pragmatismus
    • Demokratie und Scharia

Strategie
    • Die richtige Wahl

Medizin
    • Hingabe - Initiative - Erneuerung

Reportage
    • Leben retten!
    • Vorsicht und Vorbeugung

Judäa-Samaria-Gaza
    • Har Chevron

Wirtschaft
    • Kata

Estland
    • Jerusalem und Tallinn
    • Einzigartiges Schicksal
    • Esti Pea Rabi
    • Stalins Kreis
    • Kampf und Ungerechtigkeit
    • Vergangenheit und Gerechtigkeit!

Finnland
    • Jerusalem und Helsinki
    • Helsingin juutalainen seurakunta
    • Dilemma und Loyalität
    • Das Schicksal der jüdischen Kriegsgefangenen

Kunst und Kultur
    • Das persische Herz

Ethik und Judentum
    • Pflicht zur Solidarität

Artikel per E-mail senden...
Vorsicht und Vorbeugung

Von Roland S. Süssmann
"Antisemitismus - Die grosse Angst der Juden in der Schweiz" titelte die Zeitung "Le Matin - dimanche" am 9. Juni 2002 in Fettschrift. Diese in mehrerer Hinsicht beunruhigende Feststellung löste zahlreiche Diskussionen in Bezug auf unsere Zukunft in diesem Land aus und man fragt sich, ob unsere Präsenz in diesem Land, neben dem finanziellen Vorteil für die Schweiz, wirklich willkommen ist. Heute möchte ich mich aber einem ganz anderen Aspekt dieses Themas zuwenden. Die jüdische Bevölkerung in der Schweiz geniesst grundsätzlich denselben Schutz, der vom Staat sämtlichen Bürgern garantiert wird. Darüber hinaus sind die Institutionen, Abendveranstaltungen und Räumlichkeiten der Gemeinschaften mit einem internen Schutzsystem ausgestattet, das eine beruhigende Wirkung besitzt.
Diejenigen unter uns jedoch, die eine wichtige Rolle in der Wirtschaft oder in anderen öffentlichen Positionen innehaben, machen sich Sorgen und könnten einen umfassenderen Schutz benötigen, als ihn die Polizeiposten in den jeweiligen Quartieren gewährleisten können. Aus diesem Grund haben wir in Jerusalem ein Gespräch mit einem Fachmann des Personenschutzes gesprochen, dessen Unternehmen sowohl in Israel als auch auf der ganzen Welt individualisierten Personenschutz als Dienstleistung anbietet. Es handelt sich dabei um ISRAEL LEVINSON, den Gründer des Unternehmens "Ayelet Haschachar".

Israel befindet sich im Krieg und arabische Terroristen greifen regelmässig Juden an. Daher ist es verständlich, dass einige Personen den Wunsch verspüren, sich besseren Schutz durch Leibwächter zu verschaffen. Glauben Sie, dass dies ausserhalb des Landes tatsächlich auch notwendig ist?

Zunächst muss einmal der Begriff des Schutzes definiert werden. Wenn man ein System schaffen möchte, in dem jeder nach Belieben einkaufen gehen kann und dabei in einem Panzer sitzt, macht man sich meiner Meinung nach mit diesem Konzept und diesem Ansatz ein völlig falsches Bild von der Idee des Schutzes. Im Bereich der Hilfeleistung ist, wie überall, "das Bessere des Guten Feind", und es ist wichtig, die verschiedenen Schutzelemente auf vernünftige, wohl dosierte Weise einzusetzen. Eigentlich ist es eine sehr individuelle Angelegenheit. Um zu entscheiden, ob ein potentieller Kunde unsere Dienstleistung wirklich braucht, erstellen wir ein Risikoprofil aufgrund seiner Tätigkeit und seines Lebensstils. Wir werden ziemlich oft von Leuten angesprochen, die sich seit Jahren beschützen lassen und nun merken, dass dieser Schutz dem gesunden Menschenverstand widerspricht und daher nicht sehr sinnvoll ist. Wir hingegen bieten eine Dienstleistung an, die nicht auf den Wünschen der betreffenden Person basiert, sondern auf seinen von uns ermittelten Bedürfnissen. Was Ihre Frage betrifft, denken wir, dass die Situation in Europa sich nur verschlechtern und der Antisemitismus unvorhergesehene Reaktionen auslösen kann. Der israelische Geheimdienst ist da sehr klar. Es steht fest, dass die verschiedenen Gruppierungen des arabischen Terrorismus sowohl Einrichtungen der jüdischen Gemeinschaften als auch einzelne Menschen angreifen werden. Der Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen, sei er nun diplomatischer, politischer, wirtschaftlicher Art oder gegen das Individuum gerichtet, wird sich solange weiter verbreiten, als die Staaten, insbesondere in Europa, die notwendigen Massnahmen nicht ergriffen haben. Bis heute weist jedoch nichts darauf hin, dass diese demnächst durchgesetzt werden, ganz zu schweigen von der europäischen Politik, die ganz offen auf der Seite der Araber und folglich der Islamisten steht. In Frankreich, wo zwölf Mal mehr Muslims leben als Juden, oder in der Schweiz, wo es ungefähr zwanzig Mal mehr Muslims gibt, werden sich die gegen Juden gerichteten Gewaltakte wahrscheinlich vervielfachen. Natürlich haben sich die Gemeinschaften organisiert, dies betrifft jedoch nicht den individuellen Schutz.

Gibt es verschiedene Formen von Schutz?

Ja, und er reicht vom Kunden, der seine Umgebung beeindrucken möchte, d.h. der sich nur noch in einer Kohorte von Leibwächtern fortbewegt, bis zu seriös denkenden Leuten, für die wir ein ganzes System auf die Beine stellen, dank dem sie sich sicher fühlen können. Wir haben aber auch Fälle erlebt, in denen der Kunde nicht begreift, dass sein Schutz grössere Auswirkungen haben kann als vorgesehen. Letzthin wurden wir beispielsweise kontaktiert, weil wir die Sicherheit anlässlich einer Hochzeit gewährleisten sollten. Der potentielle Kunde meinte: "Stellen Sie doch einfach jemanden an den Eingang, das wird alle beruhigen." Als ich ihm erklärte, ich müsse auch einen Mann am Hinterausgang platzieren und wir müssten den Saal sehen, bevor wir die notwendigen Einrichtungen zum Schutz der Gäste installieren könnten, wollte unser Gesprächspartner nicht mehr mit uns zusammen arbeiten. Wir bieten ganz unterschiedliche Dienstleistungen an: sie umfassen die Begleitung für eine Person, aber auch die Organisation der Schutzvorrichtungen für ein gesellschaftliches Ereignis im grossen Rahmen. Wir sind ebenfalls als Berater für Fragen der Sicherheit tätig. Wenn jemand in eine neue Wohnung einzieht und ein Alarm- und Warnsystem installieren möchte, besitzt unsere technische Abteilung das gesamte erforderliche Know-how, damit dieser Kunde sich zu Hause sicher fühlt.
Man muss sich klar machen, dass es unterschiedliche Sicherheitsniveaus gibt und dass man ganz unterschiedlich an das Problem herangehen kann. Wenn z.B. eine Dame eine Abendgesellschaft besucht und dazu kostbaren Schmuck trägt, möchte sie dabei nicht selten beschützt werden. Sie hat drei Möglichkeiten: entweder sie lässt sich demonstrativ von zwei "Muskelpaketen" begleiten, oder sie wird diskret von drei unserer Männer begleitet, die sie völlig unerkannt aus dem Hintergrund beschützen und dabei jeden einzelnen Menschen prüfen, der sich ihr nähert, oder aber sie kann eine Mischform dieser beiden Möglichkeiten wählen.

Sie bieten Ihre Dienstleistungen in der ganzen Welt an. Wie arbeiten Sie ausserhalb von Israel, wenn Sie eine Waffe einsetzen müssen?

Nachdem wir die Bedürfnisse unseres Kunden ermittelt haben, tun wir uns mit einer lokalen Agentur zusammen, die natürlich über alle notwendigen Genehmigungen für das Tragen und den Besitz von Waffen verfügt. Die Männer dieser Agentur arbeiten nun nach unseren Anweisungen und wir fungieren als Berater. In den USA haben wir in einem ganz bestimmten Fall eine Erlaubnis für das Tragen einer Waffe erhalten, was aber alles andere als einfach war.

Der Hauptgrund für den Rückgang des Tourismus in Israel ist der arabische Terrorismus. Bieten Sie neben dem Schutz für bedeutende Geschäftsleute auch eine punktuelle Dienstleistung für Menschen an, die für eine einzelne Reise in Israel Schutz brauchen?

Wir haben eine Dienstleistung im Angebot, die z.B. von Personen in Anspruch genommen wird, die sich an Grabstätten auf dem Friedhof des Ölbergs begeben wollen, was das Durchqueren einiger ausschliesslich von Arabern bevölkerter Quartiere notwendig macht. Eine derartige Reise kann im Kleinbus oder im gepanzerten Wagen in Begleitung bewaffneter Männer erfolgen und kostet nicht die Welt. Andere Personen möchten in Hebron das Grab von Rachel oder einen anderen Ort in Israel aufsuchen und sich dabei sicher fühlen. Wir begleiten unsere Kunden gern in alle jüdischen Städte und Dörfer der Gebiete. Wir betreten allerdings nicht die von der PLO kontrollierten Zonen. Wir denken aber nicht, dass man Israel als Tourist nur noch unter Schutzmassnahmen bereisen kann.

Sie üben einen Beruf aus, in dem Sie jedem und allen gegenüber misstrauisch sein müssen. Warum sollten Ihnen Ihre Kunden so sehr vertrauen, dass sie ihr Leben und das Leben ihrer Angehörigen in Ihre Hände geben?

Es stimmt, wir wollen wissen, mit wem wir es zu tun haben, und ausserdem sind wir weder Rambos noch Söldner, die sich von jedem beliebigen Kunden und für jeden beliebigen Auftrag anwerben lassen. Es sollte also ein Klima des Vertrauens zwischen unserem Kunden und uns entstehen. Ist dies nicht der Fall, wird die Arbeit praktisch unmöglich. Wir betreiben auch keine Werbung und unsere Kundschaft gelangt ausschliesslich durch Mundpropaganda und auf Empfehlung zu uns. Wir setzen nicht nur auf absolute Diskretion, sondern bemühen uns auch um Geheimhaltung und Schutz der Privatsphäre. Wir wissen über vieles Bescheid, oft lange vor der Öffentlichkeit oder vor den Angehörigen unserer Kunden. Wenn wir z.B. einen wichtigen Geschäftsmann beschützen, der sich im Geheimen mit dem Besitzer eines Konkurrenzunternehmens trifft, weil er dieses kaufen möchte, wissen wir sofort, was da läuft, doch wir würden es nie erwähnen oder kommentieren, selbst wenn die Angelegenheit letztendlich an die Öffentlichkeit kommt. Dies gilt auch bei Seitensprüngen innerhalb einer Ehe. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Leute zu beaufsichtigen, sondern sie zu beschützen. Die Diskretion stellt einen Grundpfeiler unserer Arbeit dar.

Wie viele Personen arbeiten mit Ihnen zusammen und nach welchen Kriterien suchen Sie sich Ihre Mitarbeiter aus?

Wir haben ca. 70 Mitarbeiter, darunter auch einige Frauen. Bei bestimmten Aufträgen, insbesondere in streng orthodoxen Kreisen, ist es nämlich von Vorteil, wenn unser Auftrag von einer Frau ausgeführt wird. Was die Auswahlkriterien angeht, so sind sie sehr streng: neben dem Dossier der Armee und den körperlichen Fähigkeiten verlangen wir auch tadelloses Verhalten und einen völlig unbescholtenen Ruf. Wir geben nie Stellenanzeigen auf, es sind unsere eigenen Leute, die uns Kandidaten vorstellen, die sie als fähig einschätzen, für uns zu arbeiten und unseren Ansprüchen zu genügen.

Zu guter Letzt können wir bestätigen, dass man weder ein Star noch ein berühmter Politiker oder Geschäftsmann zu sein braucht, um die Leute von "Ayelet Haschachar" zu engagieren. Die breite Palette der angebotenen Dienstleistungen bietet für alle Probleme eine Lösung, die uns am Herzen liegen, und ermöglicht in gewissen Fällen das sichere und unbesorgte Reisen in Israel.

Contacts
Redaction: edition@shalom-magazine.com   |  Advertising: advert@shalom-magazine.com
Webmaster: webmaster@shalom-magazine.com

© S.A. 2004