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Inhaltsangabe Junge Talente Herbst 1999 - Tischri 5760

Editorial - Herbst 1999
    • Editorial

Rosch Haschanah 5760
    • Pflicht und Herausforderung

Politik
    • Die Hundert Tage Baraks

Interview
    • Gefahren und Verantwortung

Analyse
    • Einfach ausradieren ?
    • Jörg Haider - Ein Mann in Wartestellung

Kunst und Kultur
    • Die Schätze der Zeit
    • Dora Holzhandler
    • Versteigerung von Judaika
    • Koschere Kommunikation

Reportage
    • Vernichtung durch Sklavenarbeit
    • Juden in Österreich - Welche Zukunft ?
    • Das Jüdische Museum der Stadt Wien
    • Jerusalem und Wien

Zeugnis
    • Die Nazi-verbrechen

Junge Talente
    • Margalith

Porträt
    • Von Berlin Nach Hebron

Wirtschaft
    • Chefin

Ethik und Judentum
    • Ein Kind - Zu Welchem Preis ?

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Margalith

Von Roland S. Süssmann
Ein bekanntes Sprichwort lautet: «Wenn uns ein Künstler verlässt, stirbt immer auch ein wenig die Meinungsfreiheit». Dies trifft insbesondere für die Komiker zu, die direkten Nachkommen der «Hofnarren» die unter dem Vorwand, die Leute zum Lachen zu bringen und zu amüsieren, oft grundlegende Wahrheiten aussprachen. In unserer Zeit, da zahlreiche schöne, intelligente und manchmal auch religiöse junge Frauen oft Verzweifelt nach dem idealen Ehemann oder zumindest einem Partner suchen, der ihre Jungmädchenträume nicht völlig zunichte macht, befasst sich MARGALITH MIMRAN auf humorvolle und witzige Weise mit diesem Problem. Mit Hilfe ihrer scharfen Beobachtungsgabe und ihres Wortwitzes hat sie eine umwerfende «One Woman-Show» ausgearbeitet, in der sie alle Figuren eines kleinen Familiendramas spielt, das von ihr geschrieben, realisiert, produziert und umgesetzt wurde.
«Auf der Suche nach dem verlorenen Mann» erzählt in 19 Sketchs die Geschichte von Alexandra, einer reichen Erbin von 28 Jahren, einer sarkastischen, anspruchsvollen, von ihrer Mutter nach Strich und Faden verwöhnten jungen Frau, die zwecks Suche nach dem langersehnten Mann in ihrem Leben eine Videoannonce für das Fernsehen aufnimmt. Die achtjährige Sophie sieht den Werbespot zufällig und ist überzeugt, es handle sich um ihre «zukünftige Schwägerin» ; sie nimmt Kontakt mit Alexandra auf um die Vorzüge ihres Bruders Maurice, seines Zeichens Kardiologe, zu rühmen, der im Stück jedoch nie zu sehen ist. So kommt eines zum andern, die Geschichte nimmt ihren Lauf, die Personen und Situationen folgen aufeinander, so auch die Intrigen der beiden Schwiegermütter, die ihre Kinder möglichst schnell unter die Haube bringen möchten - wobei sie dabei natürlich eine hervorragende Partie machen sollen - und wecken die Neugier des amüsierten Zuschauers. Margalith Mimran verkörpert alle Personen mit höchster Schauspielkunst, die Mimik und Witz auf vollendete Weise mit der Ironie, dem Ernst und zeitweilig gar der Traurigkeit des Textes verbindet. Die Genfer, die mit einer gewissen Synagoge in einem schicken Wohnquartier des linken Seeufers vertraut sind, werden Verhaltensweisen und Lebensumstände wiedererkennen, die ihnen ganz besonders geläufig sind und die in allen Synagogen der Welt auftreten. Natürlich ist jede Ähnlichkeit mit bestimmten Zeitgenossen rein zufällig…, denn wir sind alle damit gemeint !
Aber wer ist denn nun Margalith Mimran ? Als Älteste von drei Kindern wuchs Margalith als sephardische und gläubige Jüdin auf und machte eine schweizerische Matur, bevor sie nach Israel zog, wo sie den Unterricht an der Theaterschule Emunah besuchte. Seit dem Alter von acht Jahren und während ihrer gesamten Schulzeit nimmt Margalith während drei Stunden pro Woche an Theaterkursen in Genf teil, tritt jedes Jahr im Rahmen der grossen Aufführung zum Jahresabschluss ihrer Theaterschule in der Comédie (Genfer Stadttheater) auf. Die Schule Emunah bot mehr als nur Unterricht in Diktion oder Aussprache an, nämlich eine umfassende Berufsausbildung in Regie, Schauspiel, Theaterlehre, Inszenierung und Bühnentherapie. Nach abgeschlossener dreijähriger Ausbildung besitzt Margalith Mimran ein Diplom, das sie als Schauspielerin, Regisseurin, Theaterausbildnerin und Psychotherapeutin mit der Spezialität Bühnentherapie ausweist. Gleichzeitig hat Margalith ihre Ausbildung als Lehrerin für jüdische Fächer abgeschlossen, dank der sie an jeder beliebigen jüdischen Schule der Welt arbeiten kann, ohne auf die Ausübung ihrer Bühnenkunst zu verzichten. Margalith hat ihr Stück schon mehrmals mit Erfolg in Israel gezeigt und bereitet sich sorgfältig auf den Saisonbeginn in Paris vor. Sie hat nicht vor, ihre bereits sehr facettenreiche Show durch neue Personen zu ergänzen.
Anlässlich ihres Aufenthaltes in Genf vor nicht allzulanger Zeit haben wir uns kurz mit Margalith Mimran unterhalten können, die auf unsere Fragen einging.

Welche Botschaft möchte Margalith mit ihrem Stück weitergeben, wenn man vom Humor und der kritischen Beobachtung im Rahmen der Geschichte von Alexandra absieht ?

Es enthält eigentlich zwei Botschaften. Die erste ist religiöser Art und unmissverständlich in diesem Satz der Mischnah enthalten: «Vierzig Tage vor der Geburt sagt G’tt: diese mit jenem ». Ich möchte beweisen, dass unser wahres Glück uns von G’tt gegeben wird, obwohl wir während eines beträchtlichen Teils unseres Daseins auf der Suche nach der uns bestimmten verwandten Seele sind. Meine zweite Botschaft stammt aus meinen Beobachtungen der sehr wohlhabenden jüdischen Gesellschaft, in der ich seit meiner Kindheit verkehre, und in der einige Menschen davon ausgehen, dass ihnen aufgrund ihres finanziellen Reichtums alles erlaubt ist, sie ein Recht auf alles besitzen. Diese materiellen Äusserlichkeiten, dieser künstliche Glanz und dieses Blendwerk sind jedoch keine Grundlage für solides Glück, wie es mir von meinen Eltern vorgelebt wurde. In meinem Stück zeige ich auch, dass die Kluft Sephardim-Aschkenasim immer kleiner wird und dass die Vorurteile, die beiderseits noch existieren, nun endgültig verschwinden müssen. Ich empfehle diese Art von «Mischehe» mit grösstem Vergnügen.


In ihrer Show nehmen Sie die jüdischen Mütter jedoch ganz schön auf die Schippe. Wie hat Ihre eigene Mutter reagiert, als sie diesen Aspekt der Show entdeckte ?

Natürlich habe ich mich von meiner Mutter, meiner Grossmutter, meiner Urgrossmutter und einem Dutzend anderer jüdischer Mütter aus meinem Umfeld inspirieren lassen, um die Figur der Claudia zu schaffen, die in erster Linie, vergessen wir das nicht, eine Karikatur ist. Meine Mutter ist jedoch - wie alle guten jüdischen Mütter - sehr stolz auf ihre Tochter…

Margalith Mimran ist, wie wir sehen, eine sehr talentierte junge Schauspielerin, komisch, amüsant und rührend, die einfach ihre Kunst ausüben möchte. Sollte Sie nach einem originellen Stück für eine Wohltätigkeitsveranstaltung oder einen anderen Anlass suchen, können wir Ihnen Margalith nur empfehlen, denn dank ihr ist diesem Abend voller Erfolg beschieden. Ein toller Insider-Tip !

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