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Inhaltsangabe Judäa - Samaria - Gaza Herbst 1995 - Tischri 5756

Editorial - September 1995
    • Editorial

Rosch Haschanah 5756
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Judäa - Samaria - Gaza
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Vorbeugen - Schützen - Retten

Von Roland S. Süssmann
Am Dienstag, dem 18. Juli 1995, beschlossen zwei junge Israelis, Ohad Bacharch, 18 Jahre, und Uri Shahor, 20 Jahre, eine Exkursion in die herrliche Gegend von Wadi Kelt in der Wüste von Judäa zu unternehmen. Nach einem Bad im kalten Wasser einer der zahlreichen Quellen dieser Region, ruhten sie sich in der Sonne aus. Dies hätten sie lieber unterlassen sollen. Sie wurden von arabischen Terroristen, die ihnen aufgelauert hatten, kaltblütig ermordet; einem der jungen Männer wurde die Kehle durchgeschnitten, der andere durch eine Pistolenkugel getötet. Doch die Mörder gaben sich mit ihrer Tat noch nicht zufrieden; sie stürzten sich auf die Ermordeten und verstümmelten die Leichen aufs Grausamste.
Ein in dieser Gegend beschäftigter Inspektor der Naturschutzgesellschaft entdeckte die Leichen und alarmierte sofort die Rettungsmannschaft von der Region Benjamin, die aufgrund ihrer ausgezeichneten Ausrüstung, ihrer grossen Flexibilität und der Tatkraft ihrer Männer in Rekordzeit am Tatort eintrafen, lange vor der Polizei und der Armee. Dieses Beispiel veranschaulicht sehr gut die Tätigkeit der medizinischen Notfallorganisation, derjenigen für allgemeine Medizin, Schutz und Pannenhilfe auf regionaler und Gemeindeebene, die von YESHA, dem Rat der jüdischen Siedlungen von Judäa, Samaria und Gaza eingeführt, strukturiert, organisiert und finanziert werden. Diese Organisation hat sich dank ihrer Flexibilität und ihres raschen Eingreifens als sehr effizient erwiesen. Aufgrund ihres Einsatzes konnten bereits zahlreiche Menschenleben gerettet werden.
Welches sind jedoch die Geschichte, die Motivationen und die Tätigkeit dieser Organisationen ? Reserve-Brigadegeneral YOSSI KOLLER, Direktor der Abteilung für Sicherheit von YESHA, hat uns in einem Gespräch darüber Auskunft gegeben.


Wie kommt es, dass ein Land, das eine erstklassige Polizei und Armee besitzt, eine unabhängige Organisation benötigt, um bestimmte, für die im Herzen des Landes lebenden und steuerzahlenden jüdischen Staatsbürger grundlegende humanitäre Dienstleistungen zu gewährleisten ?

Die im Dezember 1987 einsetzende Intifada traf die gesamte israelische Bevölkerung wie ein Schock. Die jüdischen Einwohner in Judäa, Samaria und Gaza mussten ab diesem Zeitpunkt lernen, mit dieser Gefahr zu leben und sich entsprechend zu organisieren, die Autos mit Spezialfenstern zum Schutz gegen Steinwürfe zu versehen, die Sicherheit von Kindertransporten zu garantieren, Schutzpatrouillen ins Leben zu rufen usw., und ausserdem diese Tätigkeiten mit der Armee zu koordinieren sowie mit ihr zusammenzuarbeiten. Mit der Zeit verwandelte sich der Krieg der Steinwürfe und der Molotowcocktails in einen Kampf mit Feuerwaffen. Parallel zu dieser Entwicklung wuchs die Zahl der jüdischen Siedler in den Gebieten erstaunlicherweise immer weiter an und stieg von 70'000 Einwohnern vor dem Beginn der Intifada auf heute 144'000. Die getroffenen Sicherheitsmassnahmen reichten damals aus und hätten noch jahrelang weitergeführt werden können. Doch dann fand ein dramatischer Einschnitt statt, die Unterzeichnung der Osloer Abkommen, welche für die jüdischen Einwohner von YESHA einen harten Schlag darstellten. Bis zu diesem verhängnisvollen Tag besassen sie das Gefühl, unter dem Schutz des Staates Israel zu stehen. Danach konnten sie sich nur noch auf sich selbst verlassen, es war, als ob die Regierung sie im Stich gelassen hätte. Die Armee wollte sie beruhigen: "Wenn die Palästinenser euch angreifen und von der Waffe Gebrauch machen, werden wir ihnen eine Lektion erteilen, die sie nie wieder vergessen werden". Dies war aber nicht der Fall, und kein einziges Versprechen der Regierung hat sich bewahrheitet. Durch die Passivität der Armee ermutigt, wurden die Araber immer waghalsiger. Die Situation wird darüber hinaus durch die Tatsache erschwert, dass das Abkommen mit den Palästinensern auf dem Rücken und zu Lasten der jüdischen Bewohner von Judäa, Samaria und Gaza abgeschlossen wurde. Die gegenwärtige Regierung Israels weigert sich, die ihnen zustehende Sicherheit zu gewährleisten.


Wie wird ihr Schutz organisiert ?

Eine vollkommene Koordination ist unmöglich, denn es treffen zahlreiche, voneinander unabhängige Elemente zusammen. Die Armee garantiert einen Teil der Sicherheit, die Regionalräte einen anderen (jeder Rat besitzt einen Verantwortlichen für Sicherheitsfragen), und bestimmte Dienstleistungsunternehmen (wie die Lieferung von Brot, Milch, Wasser usw.) wenden sich an private Schutzorganisation, deren Tätigkeit gegen Entgelt in Anspruch genommen wird.
Die grossen Probleme, mit denen wir in Kürze konfrontiert werden dürften, hängen mit der Verwirklichung der neuen Abkommen zusammen, die zwischen der Regierung und der PLO abgeschlossen wurden. Zwei Fragen drängen sich auf: der Verkehr und die Sicherheit auf den Strassen, sowie das Leben in den Siedlungen. Man muss sich im klaren sein, dass die Verträge in den grossen arabischen Städten der Westbank den Einsatz von sieben- bis zehntausend palästinensischen "Polizisten" vorsehen. Diese Männer werden alle mit Kalaschnikows bewaffnet sein, und es bedarf keiner besonderen Weitsichtigkeit, um die daraus entstehenden Gefahren zu erkennen.
Bereits heute empfinden wir ein gewisses Nachlassen der Armee, obwohl sie im Gelände und in den Städten immer noch präsent ist: es gibt weniger Patrouillen und kaum noch militärische Aktivitäten. Es findet ein diskreter, halb offizieller und passiver Rückzug statt, der von den jüdischen Einwohnern dieser Region mit Bitterkeit und Besorgnis zur Kenntnis genommen wird. Lassen Sie mich ein Beispiel erzählen. Noch vor einiger Zeit fühlte sich eine Frau bei der Fahrt von Jerusalem nach Efrat (20 Minuten Fahrt) in Sicherheit, da sie hier und dort am Strassenrand stationierte oder patrouillierende Jeeps der Armee sah. Heute sind sie nicht mehr da. Natürlich stellt eine einfache Patrouille keine hundertprozentige Garantie dar, doch sie gibt dem Reisenden das Gefühl, nicht allein zu sein und beschützt zu werden. Ich bin in Judäa, Samaria und im Gazastreifen viel herumgekommen, und ich kann Ihnen versichern, dass es äusserst beunruhigend ist, während über einer Stunde kein einziges Armeefahrzeug zu kreuzen. Bald werden wir uns als Juden zudem in der Situation befinden, in Judäa und Samaria durch Städte und Dörfer fahren zu müssen, die ganz in der Hand schwerbewaffneter palästinensischer "Polizisten" sind... Dazu kommt die Tatsache, dass die arabische Bevölkerung der Gebiete über zahlreiche Waffen unterschiedlichster Herkunft verfügt: sie wurden der israelischen Armee gestohlen, von Jordanien aus hereingeschmuggelt, in Gaza über den Seeweg oder in unterirdischen Tunnels auf der Höhe der Grenze zwischen Ägypten und der autonomen Zone importiert. Wir befinden uns folglich in einer unglaublichen Situation: einerseits steht den Arabern eine beeindruckende Menge illegaler Waffen zur Verfügung, und andererseits wird es eine "Polizei" geben, die völlig legal zehn- bis fünfzehntausend Kalaschnikows ihr eigen nennt. Gemäss den gegenwärtig geltenden Abkommen sollten siebentausend palästinensische "Polizisten" in Gaza tätig sein, obwohl die offiziellen Zahlen zugeben, dass es ungefähr zwanzigtausend sind ! Darüber hinaus spazieren sowohl in Gaza als auch in Jericho junge Leute, die nicht der "Polizei" angehören, in aller Öffentlichkeit mit Waffen herum... So sieht es also in den Gebieten aus, und dies ist bei weitem keine politische Analyse. Daneben wird jeder Jude, der einen Waffenschein beantragt, einer minutiösen Untersuchung unterworfen, da diese Genehmigungen nur noch sehr selten verliehen werden. Es ist ebenfalls die Rede davon, den Juden in Zukunft keine Militärwaffen mehr zu überlassen; sie werden die zu ihrem privaten Schutz erforderlichen Waffen mit ihren eigenen Mitteln finanzieren müssen.


Ist die israelische Armee denn nicht verflichtet, alle Staatsbürger gleichermassen zu schützen ?

Natürlich... grundsätzlich, doch dies trifft nur in sehr geringem Ausmass auf Judäa-Samaria zu, und noch weniger auf sehr abgelegene Ortschaften. Die Armee hat uns versichert, jede jüdische Siedlung in Judäa-Samaria würde über einen eigenen Weg oder eine Strasse verfügen, die nur von Juden benutzt wird und unter ihrem Schutz steht. Ausserdem würden gemeinsame, israelisch-palästinensische Patrouillen auf bestimmten Strassen verkehren, wie dies bereits in Gaza und Jericho der Fall ist. Die Regierung behauptet laut, sie habe mehrere tausende Millionen Schekel in die Gewährleistung der Sicherheit der jüdischen Siedlungen in den Gebieten investiert. Es stimmt, um die Städte und Dörfer herum wurden Stacheldrahtzäune errichtet, mehrere Umfahrungsstrassen (bei weitem nicht genug) wurden gebaut und Jeeps für Patrouillenfahrten angeschafft. Doch dabei handelt es sich nicht um eine "Gunst", denn alle in Grenzzonen liegenden jüdischen Dörfer wurden vor über fünfzehn Jahren gleichermassen ausgestattet. Und auch wenn alle technischen Faktoren zur Verfügung gestellt werden, so fehlt doch das Wichtigste: der Schutz des Individuums.


Was verstehen Sie genau darunter ?

Die Situation ist dermassen gefährlich geworden, dass es nicht mehr ausreicht, nur in das "Kriegsgerät" zu investieren. Dahinter stehen Männer, Familien, Dörfer. Es wird aber nichts unternommen, um den Einzelnen die Kunst der Verteidigung beizubringen. Die Regierung sperrt die Juden Judäas, Samarias und des Gazastreifens in einer Reihe von kleinen Ghettos ein, wobei mir bei dieser Bezeichnung die Haare zu Berge stehen. Sie begnügt sich damit, einige Umfahrungsstrassen, Abzäunungen und Jeeps zu liefern, ohne sich einen Deut darum zu kümmern, was den Einwohnern dieser abgeriegelten und angeblich geschützten Ortschaften zustossen könnte. Die Situation ist so prekär wie kurz vor Ausbruch eines Kriegs. Es ist die Pflicht des Staates, den Männern und Frauen beizubringen, wie sie sich verteidigen und schützen können. Seit mehreren Jahren haben wir ein Programm für die Schulen eingeführt, dank dem die Kinder lernen, wie sie sich im Falle eines Angriffs zu verhalten und zu schützen haben. Es ist natürlich unmöglich, jedem in Judäa-Samaria verkehrenden Auto einen Jeep zum Schutz mitzugeben. Doch was geschieht, wenn auf ein Auto geschossen wird ? Sind die Einwohner auf diese Möglichkeit vorbereitet ? Wissen sie, wie sie reagieren, wie sie sich verteidigen müssen und wie sie sich bis zum Eintreffen der militärischen Verstärkung zu verhalten haben ? Es besteht kein einziges Programm zur Ausbildung oder Information jedes Einzelnen, und darüber hinaus wird dieses Thema nicht einmal im Rahmen der Armee behandelt. Die Regierung unterzeichnet alle möglichen Abkommen, doch am Ort des Geschehens selbst werden die Juden der Gebiete nicht darüber unterrichtet, wie sie sich auf die tatsächlichen Folgen der Durchführung dieser Abkommen vorbereiten können. Meiner Ansicht nach ist es sinnlos, in Material (Umfahrungsstrassen, Umzäunungen, Jeeps) zu investieren, wenn die Ausbildung, die Unterstützung und die aktive Vorbereitung der Menschen völlig vernachlässigt werden.


Wie gedenken Sie diesem Misstand abzuhelfen ?

Zum einen werden wir regelmässig auf Regierungsebene und bei der Armee vorstellig, um eine Änderung herbeizuführen. Bis heute war dieses Vorgehen allerdings erfolglos. Sollte diese Situation weiterhin andauern, werden wir dieselben Schritte wie bereits für die medizinische Hilfe unternehmen, die uns von der Regierung abgeschlagen wurde. Wir werden die notwendigen Mittel zusammentragen, und damit ein Informationsprogramm für die Bevölkerung ausarbeiten. Seit zwei Jahren führen wir Kollekten durch, um die grundlegende medizinische Versorgung der jüdischen Einwohner von Judäa, Samaria und Gaza und vor allem die Erste Hilfe zu gewährleisten. Magen David Adom, das "Rote Kreuz Israels", unterhält Notfallstationen im ganzen Land, ausser in den Gebieten. Sämtliche für YESHA existierenden Ambulanzen und Erste-Hilfe-Stationen wurden von uns finanziert und werden von uns gewartet und beliefert. Wir bilden Freiwillige aus, denen wir Kurse im Rahmen von Magen David Adom bezahlen. Seit Januar 1984 haben wir bis heute über USD 1.250.000,- zusammengetragen, mit denen wir neue oder gebrauchte Ambulanzen erworben haben. Wir haben ebenfalls das notwendige Material zur Ausrüstung dieser Wagen gekauft, damit sie die Verletzten bis zu ihrer Einlieferung ins Krankenhaus betreuen können. Es kommt nicht selten vor, dass die Ambulanzen auch für die Armee eingesetzt werden und sogar arabischen Unfallopfern zu Hilfe kommen. Angesichts des Leidens sind in unseren Augen alle Menschen gleich und jedes Menschenleben ist gleichermassen kostbar.


Beschränkt sich Ihre Tätigkeit auf den Kauf von Ambulanzen ?

Bei weitem nicht. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir der lokalen Bevölkerung ein Mindestmass an medizinischer Versorgung anbieten müssen, damit schwangere Frauen oder kranke Kinder nicht gezwungen sind, den Arzt in der Stadt aufzusuchen. Wir haben ein Programm ausgearbeitet, um überall in YESHA Kliniken für Erste Hilfe und ärztliche Betreuung einzurichten. Wir haben bereits Spenden erhalten, die uns die Schaffung einiger dieser Spitäler ermöglicht haben, doch es fehlen uns natürlich weitere Mittel, um das gesamte Gebiet abzudecken. In dieser Perspektive wurde vor kurzem in Kyriath Arba eine Einrichtung für Echographien eingeweiht, und wir werden diese Art von Installationen in der gesamten Region, für die wir die Verantwortung tragen, fortsetzen.
Wir haben auch ein Erste-Hilfe-Set in Form einer gut durchdachten und ausgeklügelten Rettungsweste erworben, die wir an tausend Freiwillige verteilen werden; diese werden dadurch in der Lage sein, bis zum Eintreffen der Ambulanz die ersten Hilfeleistungen zu verabreichen. Im Gazastreifen sind wir dabei, einen speziellen Behandlungsraum einzurichten, um die Opfer von Explosionen und schweren Traumata zu versorgen. Zur Verstärkung unserer Freiwilligenteams, haben wir einige von ihnen paramedizinisch ausbilden lassen: dieser einjährige Kurs in den USA kostet USD 20.000,-. Ausserdem haben wir ein System für sofortige Hilfe und Pannenhilfe eingerichtet. Wenn jemand in einem arabischen Dorf oder auf der Strasse eine Panne erleidet, bestehen enorme Risiken angegriffen zu werden. Dank Spenden aus dem Ausland und dem Genie unserer Leute verfügen wir heute über extrem schnelle und effiziente Fahrzeuge, die bei allen möglichen Pannen, Unfällen oder Terrorangriffen eingesetzt werden können. Wir sind somit in der Lage, die Opfer sehr viel rascher zu unterstützen und zu retten als die Armee oder die Polizei. Unser Ziel besteht darin, das Niveau von Sicherheit, Rettungs- und Pflegemassnahmen für die in Judäa, Samaria und Gaza lebenden Juden, denen die israelische Regierung nicht einmal das lebensnotwendige Minimum garantiert, möglichst hoch anzuheben.


Wie sehen Sie die Zukunft ?

Das Beispiel von Gaza sollte uns als ausgezeichnete Lehre dafür dienen, wie die Zukunft aussehen wird. Seit der Inkraftsetzung der Osloer Abkommen kommt es täglich zu Vorfällen mit verletzten Juden in dieser Region. Wenn nicht auf die Soldaten geschossen wird, müssen Zivilpersonen als Zielscheiben herhalten. An einem Tag werden Steine geworfen, am nächsten Molotowcocktails; Diebstahl von Autos, diversem Material und Agrarprodukten sowie Vandalenakte gegen Treibhäuser oder andere jüdische Einrichtungen gehören bereits zur Tagesordnung. Diese Situation wird sich in Judäa-Samaria nur schwer vermeiden lassen, wenn der Tsahal die arabischen Siedlungen nicht mehr kontrolliert und wenn eine PLO-Armee samt Polizei und Sicherheitsdienst am Eingang Jerusalems und in der unmittelbaren Umgebung der jüdischen Städte und Dörfer der Gebiete stationiert ist... Meiner Ansicht nach gehen wir sehr schwierigen Zeiten entgegen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Regierung alles unternimmt, damit wir uns schuldig fühlen. Sie stellt beispielsweise den jüdischen Bewohnern des Gazastreifens einen gepanzerten Bus zur Verfügung, der von einer Sammelhaltestelle aus zu bestimmten Dörfern fährt. Wenn aus irgendeinem Grund jemand in seinem eigenen Wagen unterwegs ist, beschuldigt sie die betreffenden Personen, die Araber zu provozieren. Darüber hinaus verkündet die Regierung, sie habe bisher bereits 20 Busse zum Schutz der jüdischen Schulkinder von Judäa-Samaria geliefert. Dies stimmt zwar, doch täglich fahren 400 Schulbusse die jüdischen Kinder der Gebiete zur Schule ! Möchte die Regierung für den Transport aller Kinder der Region nun eine Karawane von Panzerfahrzeugen oder einen fahrenden Bunker schaffen ? Diese absurde Politik dient einzig und allein dazu, im YESHA Unfrieden zu stiften.


Glauben Sie, es wird mit der Zeit notwendig sein, eine Art "YESHA-Polizei" ins Leben zu rufen ?

Alle unsere Aktionen im Bereich der Sicherheit werden mit der Armee abgesprochen und können nur im Rahmen des Gesetzes stattfinden. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass einige Regionalräte es als sinnvoll erachten, zu einem gegebenen Zeitpunkt aus freiwilligen Zivilpersonen bestehende Patrouillen einzusetzen, wie dies bereits anderswo in Israel in perfekter Zusammenarbeit mit der Polizei gehandhabt wird (siehe SHALOM Vol.IX). Es sollte soweit wie möglich vermieden werden, dass die Armee durch Staatsbürger ersetzt wird, oder dass beide gar gegeneinander auftreten. Da wir aber feststellen, dass sich die Armee immer mehr zurückzieht, würde es mich nicht erstaunen, wenn sich in Kürze die Bürger in Gruppen organisieren, um den Schutz ihrer Familien sowohl innerhalb der Siedlungen als auch auf den Strassen zu garantieren. Zu ihrer Ausrüstung werden selbstverständlich Autos, Waffen und Übertragungsgeräte gehören. Es leuchtet ebenfalls ein, dass wir es nicht zulassen können, dass zwischen uns und den Palästinensern ein Vakuum entsteht; falls die Armee ihre Stellungen aufgibt, werden wir dieses Vakuum füllen müssen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass die Armee, alle ihre Angehörigen sowie die hohen Offiziere, die Situation sehr wohl verstehen und den betreffenden Regierungsstellen genau Bericht erstatten, wobei letztere die Vorschläge der Armee entweder nicht verstehen oder ablehnen. Wir haben keinesfalls die Absicht, eine private Armee zu gründen, denn dies ist verfassungswidrig. Wir können nichts anderes unternehmen, als den Menschen beizubringen, wie sie sich schützen und verteidigen sollten. Es ist uns strikte untersagt, ihnen gewaltsame Vorsichtsmassnahmen zu empfehlen.


Darf ich Sie persönlich als Karriereoffizier und nichtgläubigen Israeli fragen, weshalb Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung in den Dienst der jüdischen Bewohner von Judäa, Samaria und Gaza stellen ?

Mein Vater, der in Polen geboren wurde, begriff sehr schnell, dass eine bedeutende Katastrophe die jüdische Bevölkerung heimsuchen würde. Er reiste ins Gelobte Land und zwang seine nächsten Verwandten ihn zu begleiten. Als er heiratete, kehrte er nach Polen zurück und brachte die Familie meiner Mutter über die Grenze, so dass während der Schoah meine gesamte Verwandtschaft in Israel in Sicherheit war. Während meiner Kindheit wütete in Europa der Holocaust, und die Rettung meiner Familie dank der Entschlossenheit meines Vaters stellte ein Leben lang eine Lehre und ein Vorbild für mich dar. Mein Vater war ein aktives Mitglied der Hagana und des Palmach, er nahm am Krieg von 1948 teil. Fragt man ein Kind, was es später werden möchte, so antwortet es häufig: "Wenn ich gross bin, werde ich Feuerwehrmann". Ich hingegen verkündete: "Wenn ich erwachsen bin, werde ich Soldat". Wenn ich nach dem Grund gefragt wurde, antwortete ich jeweils: "Damit das jüdische Volk nie mehr eine Schoah erleiden muss." Mit siebzehneinhalb trat ich der Armee bei, wo ich während sechsundzwanzig Jahren Karriere machte. Für mich gab es nur eine Motivation: jeder Jude, ob gläubig oder nicht, ob zionistisch oder nicht, ob schwarz oder weiss, muss geschützt werden. 1987 wurde ich zu Beginn der Intifada vom YESHA Generaldirektor, Uri Ariel (siehe SHALOM Vol.XXI) gefragt, ob ich bereit wäre, bei der Organisation der Sicherheit für die jüdischen Bewohner der Gebiete mitzuwirken. Ich stieg in einen Jeep und fuhr einen Monat lang kreuz und quer durch die Gebiete. Mir wurde bewusst, dass die hier lebenden Juden der Unterstützung und des Schutzes bedurften, und ich beschloss ihnen zu helfen. Ich tat mein Bestes, um dieses Ziel zu erreichen, und es war nicht immer einfach. Doch jedesmal, wenn jemand gerettet wurde oder wenn ich durch mein Eingreifen verhindern konnte, dass Juden zu Schaden kommen, glich die Befriedigung darüber alle Probleme aus, mit denen ich konfrontiert werde.


Die im Herzen Israels lebenden Juden befinden sich in einer gefährlichen Situation, die sich tagtäglich verschlimmert. Wenn Sie zur Verbesserung der grundlegenden medizinischen Versorgung und zur Sicherheit auf der Strasse beitragen möchten, schicken Sie Ihre Spende bitte an folgende Adresse:
YESHA (Rat der jüdischen Siedlungen von Judäa, Samaria und Gaza)
BANK HAPOALIM BRANCH 695
RAMAT ESHKOL
JERUSALEM / ISRAEL
Konto Nr.247.700



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